Die Favoriten waren nicht die roten Rosen. Rote Anemonen, Tulpen und Ranunkeln machten das Rennen. Auch Rosatöne und Apricot wurden gut verkauft. Scabiosen, blühende Quittenzweige und französische Tulpen waren unser Vorschlag für die Kundschaft.
Im Trubel ergaben sich viele Gespräche mit unseren Kunden. Bei den Einen läuft es per Bestellung super, bei den Anderen läuft nicht viel, weil die Laufkunden fehlen, Impulskäufe wegfallen. Der Eine hat Ärger mit dem Ordnungsamt, der Andere hat alle Pflanzen draußen und eine Kasse des Vertrauens steht daneben.
Es gibt "Window-Shopping", einen Orangen- und Zitronenverkauf mit Anemonen, frisch aus Italien und Lieferungen frei Haus. Alles ist ein bisschen anstrengender. Kreativität ist in diesen Tagen wichtiger den je. Es steht die Existenz auf dem Spiel.
Man streitet über Verhältnismäßigkeiten und falsche Entscheidungen. Die Nerven sind strapaziert.
Viele Wochen sind inzwischen vergangen und viele Menschen, die das tückische Virus überstanden haben, sind immer noch schlapp und erschöpft. Kranken an den körperlichen Defiziten und den finanziellen noch dazu.
Das sollte uns demütig sein lassen. Wir können wenigstens alle, im Rahmen der Vorschriften und Auflagen, unserer Arbeit nachgehen. Ein bisschen läuft was.
Es gibt so viele andere Gewerke, die seit Monaten ihren Beruf nicht ausüben können, sich ein bisschen Geld im Supermarkt dazu verdienen und Regale einräumen.
Eventfloristen, die in ganz Europa große Veranstaltungen dekorierten, fertigen Tankstellensträuße!
Und manchmal ist so ein Notausflug in eine andere Branche sogar ein Geschenk, eine völlig unerwartet positive Erfahrung.
Eine Freundin, die im Eventmanagement arbeitete, ging im vorigen Frühjahr in die Spargelernte und den Verkauf, lernte dort ganz wundervolle Menschen kennen und freut sich auf die neue Saison. Sie hätte nie für möglich gehalten, dass sie sich mal für die Landwirtschaft interessieren würde. Der Spargelhof hat ihr eine berufliche Zukunft angeboten.
So geht es manchmal im Leben.
Lasst uns die Ohren steif halten und die Zeit überstehen. Und lasst uns auch die kleinen, positiven Lichtblicke beachten, die wir im Alltag so erleben. Und seid freundlich zueinander! Das fällt im Moment irgendwie allen schwer.
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